Ein Kühlschrank für alle

Madame Frigo engagiert sich gegen die Verschwendung von Lebensmitteln

Die Zahlen sind eindrücklich: In den Schweizer Haushalten fallen jährlich rund 1 Million Tonnen Lebensmittelabfälle an – das sind 28% des Food Waste, der hierzulande verursacht wird. Dieser Situation wollte der gemeinnützige Verein namens Madame Frigo nicht länger tatenlos zusehen: Um möglichst viele Lebensmittel gerade aus Privathaushalten vor dem Abfall zu bewahren, haben die Projektverantwortlichen damit begonnen, öffentlich zugängliche Kühlschränke als Tauschplattform für Esswaren aufzustellen.

In den Kühlschränken von Madame Frigo können Privatpersonen, aber auch Gastronomiebetriebe oder Detailhändler überschüssige, jedoch noch einwandfreie Lebensmittel deponieren. Jede und jeder darf sich daran kostenlos bedienen – rund um die Uhr. Freiwillige Helferinnen und Helfer kümmern sich als Gotten und Göttis um den geordneten Betrieb der Kühlschränke, die es gerade auch armutsbetroffenen Menschen ermöglichen, zu frischen Lebensmitteln zu kommen.

Im Kühlbereich lassen sich ganzes Gemüse oder verschlossene Nahrungsmittel lagern; diese dürfen das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten haben, nicht aber das Verfalldatum. In einem ungekühlten Fach hat es Platz für Backwaren, Früchte oder weitere Lebensmittel, die trocken aufbewahrt werden.

Im Sommer 2021 ist Madame Frigo bereits an 76 verschiedenen Orten anzutreffen – vorwiegend in der Deutschschweiz. Doch der Ausbau der Kühlschrankstandorte soll in allen Landesteilen weitergehen, denn offensichtlich trifft das Angebot nach dem Motto «Teller statt Tonne» den Nerv der Zeit. Ein neuer Madame-Frigo-Standort entsteht immer dort, wo die entsprechende Nachfrage von aussen an die Verantwortlichen herangetragen wird. Diesen liegt auch der soziale Mehrwert der öffentlichen Kühlschränke am Herzen: Sie haben festgestellt, dass die Kühlschränke seit der Pandemie vermehrt genutzt werden.

Eine Begleitstudie in Zusammenarbeit mit der Universität Bern hat gezeigt, dass pro Kühlschrank jeden Tag bis zu 30 Lebensmittel getauscht werden. «Nehmen und geben» trägt laut den Projektverantwortlichen gleichermassen zur Reduktion von Food Waste bei. Zugleich sollen die im öffentlichen Raum gut sichtbaren Kühlschränke breite Kreise für einen bewussteren Umgang mit Nahrungsmitteln sensibilisieren. Denn in Zukunft dürften die vorhandenen Lebensmittel-Ressourcen noch bedeutender werden.

Die SV Stiftung unterstützt das innovative Projekt mit einem finanziellen Beitrag.

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